Christiane Spiel

Wissenschaftlicher Beirat legt Empfehlungen für Pandemiefolgen-Management vor

Gesellschaftspolitik

Die Covid-Pandemie hat gesellschaftliche Probleme und Dynamiken verstärkt bzw. besonders deutlich sichtbar gemacht. Dabei werden vielfache Chancenungleichheiten innerhalb der Bevölkerung evident. Als Risikogruppen lassen sich im gesundheitlichen Zusammenhang andere Personengruppen definieren als im Bildungsbereich oder auf dem Arbeitsmarkt.

Der Wissenschaftliche Beirat des Ökosozialen Forums hat in seinem zweiten Empfehlungspapier zum Pandemiefolgen-Management den Bildungs- und Qualifizierungsbereich unter die Lupe genommen. Die erarbeiteten Empfehlungen an die österreichische Bundesregierung wurden von Beiratsmitglied Christiane Spiel der Öffentlichkeit präsentiert.

Bildung betrifft nicht nur Schule und Studium, sondern durch lebenslanges Lernen alle Generationen. Die erworbene Kompetenzen sind Grundlage für sie Wirtschaft, aber auch für soziale und demokratische Teilhabe. Um diese Funktionen dauerhaft erhalten zu können und um Bildung und Qualifizierung resilient und krisenfest zu gestalten, empfiehlt der wissenschaftliche Beirat des Ökosozialen Forums der österreichischen Bundesregierung folgende Maßnahmen:

1. Bildungsfairness fördern

Um Bildungsfairness zu sichern und zu gewährleisten, dass auch SchülerInnen aus so genannten bildungsfernen Elternhäusern nicht abgehängt werden, sollen breitflächig verschiedene Unterstützungs­systeme in allen Schultypen und auch an Universitäten installiert werden. Durch  Peer-to-peer-Buddysysteme,  Mentoringprogramme und Förder­kurse können versäumte Lerninhalte rascher aufgeholt werden. Derartige Instrumente sind möglichst rasch auf- und umzusetzen und in Nach-Pandemie-Zeiten beizubehalten. Für eine Reduzierung von Bildungsungleichheiten ist ebenfalls der Ausbau von Angeboten im Elementarbereich und von (verschränkten) Ganztagsschulen angezeigt.

2. Kompetenzen der Selbstorganisation in Schule und Studium fördern

Fächer-übergreifenden Kompetenzen wie Selbstorganisation, selbstreguliertem Lernen und digitalen Kompetenzen muss im praktischen Unterricht an Schulen und Universitäten ein höherer Stellenwert eingeräumt werden. Um die Lehrpläne nicht weiter zu überfrachten, scheint angezeigt, künftig vermehrt zwischen Kerncurriculum und Erweiterungscurriculum zu unterscheiden.

In Weiterbildungen für LehrerInnen und PädagogInnen wie auch in den Angeboten zur Hochschuldidaktik soll stärker als bisher auf Methoden für die Gestaltung eines motivierenden, abwechslungsreichen, unterschiedlichen Gruppen und Unterrichtssettings angepassten Unterrichts gelegt werden.

3. Digitale Kompetenzen fördern

Um die digitalen Kompetenzen von Lehrenden und Lernenden (vom Kindergarten bis zur Universität) zu fördern, braucht es neben der Sicherstellung der technischen Infrastruktur und geeigneter Lernplattformen auch angepasste Weiterbildungsmaßnahmen. Diese sollten im im Rahmen der LehrerInnenweiterbildung verpflichtend sein.

4. Kompetenzentwicklung an Veränderungen der Arbeitswelt anpassen

Die vorhandenen Prognosen über künftige Entwicklungen und damit in Zusammenhang stehenden Qualifikationserfordernissen am Arbeitsmarkt sind stärker als bisher mit den individuellen Qualifikationsprofilen Arbeitssuchender zu verschneiden. Gezielter als bisher sollen Qualifizierungsmaßnahmen für junge BerufseinsteigerInnen und ArbeitnehmerInnen in schrumpfenden Branchen sowie (Langzeit-)Arbeitslose über 50 Jahren angeboten werden.

5. Aus Krise und Krisenbewältigung lernen

Neben der Förderung von Forschungen zur angewandten Emissionsreduktion und Klimawandelanpassung müssen Lehr- und Kommunikationsinhalte zu Fragen des Klimawandels systematisch aufbereitet werden. Aufbauend auf den Erfahrungen der COVID-19-Krise soll ein realistischer Blick auf die bevorstehenden Änderungen des Klimas in Österreich und anderen Teilen der Welt ermöglichen werden. Diese Lerninhalte sind partizipativ in verschiedenen Bildungsformaten umzusetzen.

Hier steht das ganze Dokument zum Download zur Verfügung:
Empfehlungen des Ökosozialen Forums für das Pandemie-Folgen-Management in Österreich – Wegweiser für eine ökosoziale Risikovorsorge (2. Teil – Bildung und Qualifizierung), Mai 2021