Diese Online-Veranstaltung wurde im Ausmaß von einer Stunde als Weiterbildung für den NÖ und den OÖ Pflanzenschutz-Sachkundeausweis anerkannt. Auch eine Anerkennung im Burgenland ist möglich. Haben Sie den Online-Test zur Anerkennung der Weiterbildungsstunden erfolgreich absolviert, senden wir Ihnen bis spätestens 19. Februar ein Zertifikat zu.
Alle Inputs zum An- und Nachschauen finden Sie in der Wintertagungs-Mediathek.
Am diesjährigen Fachtag Ackerbau im Rahmen der Wintertagung 2021 des Ökosozialen Forums Österreich & Europa diskutieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Auswirkungen der COVID-Krise, die in Österreichs Landwirtschaft aber auch am Weltmarkt deutlich spürbar sind. Sie zeigten auf, dass Versorgungssicherheit mehr als nur ein theoretisches Konzept ist und welchen Aspekten man sich in der Praxis besonders widmen muss. Insgesamt waren rund 830 Teilnehmerinnen und Teilnehmer via Livestream dabei. In der Mediathek sind zudem Vorträge von Expertinnen und Experten abrufbar, die sich der Versorgungssicherheit der Landwirtinnen und Landwirte mit Betriebsmitteln sowie dem Spagat zwischen Versorgungssicherheit und Umweltschutz widmen.
Pernkopf: Wollen hohe Eigenversorgung aus regionaler Landwirtschaft
Der Präsident des Ökosozialen Forums Österreich & Europa, Stephan Pernkopf, betonte in seinem Eingangsstatement zum Fachtag Ackerbau, dass die Corona-Pandemie spezielle Herausforderungen für die Landwirtinnen und Landwirte mit sich brachte. „Wir sind für die Zukunft gut aufgestellt, müssen aber dafür sorgen, dass es in Europa vor dem Hintergrund des Bevölkerungswachstums mehr landwirtschaftliche Produktion und eine hohe Selbstversorgung aus einer regionalen Landwirtschaft braucht. Der Green Deal darf nicht zum Vorwand für einen Generalangriff auf die Landwirtschaft werden. Wir wollen eine „nachhaltige Intensivierung“ der Landwirtschaft, also eine Produktion mit höchsten Standards vor der eigenen Haustür. Nur so können wir sicherstellen, dass keine Produkte, die unter fragwürdigen Standards hergestellt wurden, den Weg in unsere Regale finden.“
Burtscher: Müssen europäische Standards auch von Drittstaaten einfordern
Wolfgang Burtscher, Generaldirektor für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung in der EU-Kommission (DG AGRI), beleuchtete vor dem Hintergrund des Green Deals internationale Herausforderungen und Lösungsansätze der Agrarpolitik: „Durch die Corona-Krise wurden die Rufe nach Versorgungssicherheit – also nationaler Selbstversorgung der Mitgliedsstaaten – zweifelsfrei lauter. Auch auf EU-Ebene ist die strategische Autonomie ein zunehmend wichtigeres Thema. Der Ansatz ist, Vorteile des offenen Handelssystems zu kombinieren mit der Notwendigkeit, die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten zu reduzieren, um die Versorgungssicherheit zu stärken. Oder anders gesagt: Chancen nützen, aber die Abhängigkeit in heiklen Sektoren reduzieren.“
„Europa ist bei der Lebensmittelversorgung sehr erfolgreich. Eine gute und kontinuierliche Gemeinsame Agrarpolitik hat dazu beigetragen, einen Binnenmarkt aufzubauen, der wesentlich war, um eine hohe Lebensmittelsicherheit – das heißt eine permanente Versorgung mit ausreichend Lebensmitteln – sicherzustellen. Die EU hat insgesamt einen hohen Selbstversorgungsgrad bei nahezu allen agrarischen und tierischen Produkten. Mängel in einzelnen Staaten werden durch innergemeinschaftlichen Handel abgedeckt. Aber bei Futtermitteln werden 25 Prozent im Ausland produziert und auch bei mineralischen Düngemitteln sind wir auf Import angewiesen. Wir brauchen daher eine vernünftige Kombination aller Handelsströme: Kürzere Ketten auf regionaler Ebene, ohne dem Binnenmarkt zu schaden, aber dennoch auch weltweiten Handel.“
„Freihandelsabkommen bedeuten zwar grundsätzlich eine Liberalisierung und auch Vorteile für Europa, aber die heimischen Landwirte sorgen sich, dass sie hohe Standards erfüllen müssen und Drittstaaten nicht. Das führt unweigerlich zu Wettbewerbsverzerrungen. Zwei Punkte sind deshalb wichtig: Erstens, Europa muss bei Handelsabkommen stärker darauf achten, dass Drittstaaten ähnliche Vorgaben einzuhalten haben. Zweitens, wenn es zur Einfuhr kommt, darf es keine Kompromisse bei Gesundheitsstandards geben.“
Fankhauser: Landwirtinnen und Landwirten Flexibilität ermöglichen
Die Lehren aus der Corona-Pandemie, die dazu in Auftrag gegebene Studie sowie Chancen der aktuellen Krisen präsentierte Johannes Fankhauser, Leiter der Sektion II – Landwirtschaft und ländliche Entwicklung im Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT). „Die Krise hat gezeigt, dass die Landwirtschaft krisenfest ist, aber dass es auch Grenzen gibt. Bei Mehl und Teigwaren war die Nachfrage immens, aber die heimischen Mühlen haben gut reagiert und die Produktion hochgefahren. Insgesamt muss festgehalten werden, dass die Lebensmittelversorgung und die gesamte Wertschöpfungskette von der Landwirtschaft über die Verarbeitung bis zum Teller große Auswirkungen auf die Beschäftigung in Österreich haben. Gleichzeitig gibt es eine große Abhängigkeit der Landwirtschaft und der Lebensmittelbranche von ausländischen Arbeitskräften.“
„Wir stehen zu den internationalen Handelsbeziehungen und sind klar exportorientiert, aber auch der inländische Markt muss vor dem Hintergrund der steigenden Direktvermarktung berücksichtigt werden. Das BMLRT will daher die gesamte Wertschöpfungskette beleuchten und gemeinsam mit der Lebensmittelbranche an Lösungen zu folgenden Themen arbeiten: Produktionskette, Arbeitseinsatz, Absatzmarkt, Preisdruck und Fördermittel. Wir wollen das auch in die GAP einbringen, um die Lebensmittelversorgung krisenfester zu machen sowie Herausforderungen wie Klimawandel und Biodiversität bestmöglich zu lösen. Es geht dabei weniger um die Unterscheidung zwischen biologischer und konventioneller Landwirtschaft, sondern darum, Leistungen für Klima und Umwelt herauszustreichen und dabei den Landwirtinnen und Landwirten Flexibilität anzubieten. Wir haben dazu gemeinsam mit Partnern aus der Saatgutwirtschaft ein Projekt auf den Weg gebracht, um überregional klimaresistente Sorten zu züchten. Damit können wir den Landwirtinnen und Landwirten in Österreich auch künftig standortgerechte Sorten anbieten.“
Tagungsleitung und Moderation:
Verena Scherfranz
Referentin für Agrar- und Umweltpolitik, Ökosoziales Forum Österreich & Europa, Wien
LIVE-Webinar: Versorungssicherheit in Zeiten der Krise(n)
13:30 Begrüßung und Einleitung
Verena Scherfranz
13:40 Grußbotschaft aus dem Ökosozialen Forum
Stephan Pernkopf,
Präsident des Ökosozialen Forums Österreich & Europa, Wien
13:45 Versorgungssicherheit global gedacht: Wo wird produziert, wo wird konsumiert und was macht die Politik?
Wolfgang Burtscher
Generaldirektion für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (DG AGRI), Europäische Kommission, Brüssel
14:15 Versorgungssicherheit national gedacht: Was Landwirtschaft und Ackerbau aus der COVID-19-Krise gelernt haben
Johannes Fankhauser
Leiter der Sektion II: Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Wien
14:45 Podiums- und Publikumsdiskussion: Krise als Chance – auch für die österreichische Lebensmittelw- ertschöpfungskette und Versorgungssicherheit?
Tanja Dietrich-Hübner
Vorstandsvorsitzende Blühendes Österreich und Leiterin der Stabstelle Nachhaltigkeit REWE International AG, Wiener Neudorf
Martin Greßl
Abteilungsleiter Qualitätsmanagement, Agrarmarkt Austria Marketing GmbH, Wien
Josef Pröll
Generaldirektor der Leipnik-Lundenburger Invest, Wien
Wolfgang Burtscher (siehe oben)
Johannes Fankhauser (siehe oben)
15:45 Zusammenfassung und Ausblick auf die Vorträge in der Wintertagungs-Mediathek
16:00 Ende des Live-Webinars
In der Mediathek I: Versorgungssicherheit im Ackerbau sicherstellen
Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln
Andreas von Tiedemann
Professor für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz, Universität Göttingen (Niedersachsen)
Verfügbarkeit von Wasser
Bano Mehdi-Schulz
Universitätsassistentin und wissenschaftliche Projektmitarbeiterin am Institut für Pflanzenbau sowie am Institut für Hydrologie und Wasserwirtschaft, Universität für Bodenkultur Wien
Verfügbarkeit von Düngemitteln
Adelheid Spiegel
Wissenschaftlerin, Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), Wien
Verfügbarkeit von Eiweiß für Futtermittel
Marlene Tasser
Mitarbeiterin in der Abteilung II/5: Pflanzliche Produktion; Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Wien
In der Mediathek II: Versorgungssicherheit UND Umweltschutz: Praktisch (un)möglich?
Ammosafe: Wasserschonend Erträge sichern
Christian Werni
Projektleiter im Referat Pflanzenbau, Landwirtschaftskammer Steiermark, Graz
Cultan-Düngung: Weniger Dünger – gleicher Ertrag?
Roman Braun
Agrarbetreuer, Maschinenring Oberösterreich, Linz
Humusaufbau: Fruchtbarer Boden, sichere Ernte
Lorenz Mayr
Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich; Obmann des Vereins Boden.Leben und Landwirt in Großmugl
Kartoffel und Co: Nachhaltig bewässert, nachhaltig versorgt
Anita Kamptner & Franz Wanzenböck
Geschäftsführerin & Obmann der Interessensgemeinschaft Erdäpfelbau (IGE), St. Pölten