Bauer in modernem Traktor

Fachtag Landtechnik 31.01.2018

Wintertagung

Im Mittelpunkt des Fachtages Landtechnik stand die Frage, von welchen digitalen Neuerungen Bäuerinnen und Bauern tatsächlich profitieren können. Der Themenbogen reichte von der Datensicherheit bis hin zu innovativen Technologien. LandwirtInnen berichteten von ihren eigenen Erfahrungen mit neuen Anwendungen.

  • Eine Verlagerung der Tätigkeiten durch die Digitalisierung ist wahrscheinlicher als ein Verlust von Arbeitsplätzen.
  • Beim Umgang mit Daten müssen rechtliche Regelungen beachtet werden.
  • Farmmanagementsysteme erleichtern Dokumentation, optimieren betriebliche Prozessabläufe, bringen Komfort und Zeitersparnis. Vor Anschaffung die eigenen Anforderungen prüfen.
  • Umfangreiche Technologien sind in unterschiedlichen Modulen am Markt. Die Anwendungen müssen besser kompatibel werden.

Digital denken – in eine erfolgreiche Zukunft lenken

Stellen Sie sich vor, so leitete die Moderatorin in diesen spannenden Fachtag ein, man könnte sagen: „Alexa, fahr den Traktor raus und bau den Weizen an. Die Drohnen sollen rüber fliegen und schauen, wie weit der Nachbar mit dem Anbau ist. Und dann schick bitte die Daten zum Lagerhaus, damit sie die Saatgutmenge für das nächste Jahr berechnen können.“ Realistisches Zukunftsszenario oder bleibt es eine utopische Illusion?

Der Vormittag widmete sich den Chancen und Herausforderungen von Digitalisierung im ländlichen Raum. Für Hans Mayrhofer, Generalsekretär des Ökosozialen Forums Österreich, ist Landwirtschaft „Langfristwirtschaft“, deshalb darf das Land bei der Digitalisierung nicht hinter den urbanen Zentren zurückbleiben. Nur so kann Lebensqualität erhöht und die ländlichen Zonen belebt werden. Digitalisierung kann Arbeitsplätze schaffen. Um die Chancen tatsächlich zu nützen, müsse aber der Breitbandausbau vorangetrieben werden.

Andreas Klauser, Brand President Case IH & Steyr, sprach über Präzisionslandwirtschaft. Gesammelte Daten werden aufbereitet, um sie als Entscheidungsgrundlage zu verwenden. Das macht es möglich, Teilflächen spezifisch zu bewirtschaften, Ressourcen zu sparen und folglich die Wirtschaftlichkeit zu steigern. Beim autonomen (selbstfahrenden) Traktor sind rechtliche Unsicherheiten die größte Herausforderung: Wer haftet im Schadensfall?

Mit rechtlichen Fragen beschäftigt sich auch Elisabeth Hödl, Datenschutzexpertin und Gründerin von UbiFacts: Durch die Digitalisierung werden aufgrund gesetzlicher Dokumentationspflichten zahlreiche Daten aus Geräten oder Kundendaten generiert. Es ist wichtig, die Art der Daten zu unterscheiden. Beispielsweise dürfen personenbezogene Daten ohne Zustimmung der Betroffenen nicht verarbeitet werden. In der Diskussion stellte sich die Frage, ob neue Technologien auch für kleine Betriebe rentabel sind. Das Ziel der neuen Technologien ist ein stressfreierer Arbeitsalltag für alle Betriebe, unabhängig von ihrer Größe. Nachdem Erntezeiten klimabedingt immer kürzer werden, sind Bauern und Bäuerinnen gefordert, schneller zu ernten. Einen weiteren Diskussionspunkt bildete die Frage, ob die Digitalisierung Arbeitsplätze vernichtet. Hier scheint eine Verlagerung der Tätigkeiten wahrscheinlicher als der weitreichende Verlust der Zahl der Arbeitsplätze.

Innovative Technologien und Trends

 

Problemlösungen anhand von Best-Practice-Beispielen

Michael Datzberger, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Josephinum Research, berichtete über die große Auswahl an Farmmanagementsystemen. Vor dem Kauf sollte man sich folgende Fragen stellen: Für was brauche ich das System, welche Funktionen hat es? Die Vorteile dieser Systeme sind Dokumentation, Entscheidungsunterstützung im Betriebsmanagement, Optimierung betrieblicher Prozessabläufe, Komfort und Zeitersparnis. Roman Braun, Agrarbetreuer beim Maschinenring Oberösterreich, erzählte, welche Tools beim Maschinenring zum Einsatz kommen. Ziel des Maschinenrings ist es, Vorteile für den Landwirt unabhängig von seiner Betriebsgröße zu schaffen. Reinhard Gastecker, Landwirt, berichtete, dass früher die Dokumentation am Betrieb lästig und innerhalb der Familienmitglieder unterschiedlich war. Der Einsatz der App farmdoc stellte für ihn eine Verbesserung dar. Sie ist einfach zu bedienen und erfüllt die Dokumentationspflicht. Auch Thomas Helmreich, Landwirt, erzählte von seinen positiven Erfahrungen mit automatischen Dokumentationssystemen. Neben der Datenanalyse können damit Deckungsbeiträge mit anderen Betrieben verglichen, Maschinengemeinschaften gebildet und Flächen getauscht werden. In der dritten Diskussionsrunde stimmten alle Landwirte überein, dass man sich in Gemeinschaften auf ein einheitliches System einigen sollte. Die Diskutanten waren einer Meinung, dass die neuen Systeme den Komfort und die Lebensqualität erhöhen, da man auch den Kontrollen entspannter entgegenblicken kann. Ein zentrales Thema war, wie man als Bauer oder Bäuerin die Konsumentinnen und Konsumenten mit auf den Weg der Digitalisierung nehmen kann. Ein Vorschlag war, sich bei der Arbeit mit den neuen Technologien zu filmen und in den sozialen Netzwerken zu teilen oder über WhatsApp-Gruppen die Nachbarn vor der Gülleausführung zu informieren. Pauschale Kostenabschätzungen für die Systeme sind schwierig, weil der Preis von der benötigten Version abhängig ist.